Antibiotikum-Blasenentzündung

Antibiotika – zukünftig auch rezeptfrei?

Der Spiegel Online titelte am 15.07.2015:  „Vorschlag eines Mediziners: Blasenentzündung? Antibiotika – und zwar ohne Rezept!“. Die Einleitung zum Thema liest sich wie folgt: viele „ansonsten gesunde“ junge Frauen litten regelmäßig unter Blasenentzündungen. Schuld sei die weibliche Anatomie und Bakterien, die sich „vorzugsweise mit dem Wirkstoff Nitrofurantoin bekämpfen lassen“, eine „Standardtherapie“ die dazu diene, „die Beschwerden schneller abklingen zu lassen.“

Der Mediziner Kyle Knox von der University of Oxford warf daraufhin die Frage auf, warum die Frauen eigentlich immer erst zum Arzt gehen müssten, um an ein Rezept für das Antibiotikum zu kommen, wo doch bei den typischen Symptomen einer unkomplizierten Blasenentzündung der Arzt in der Regel sowieso ein Antibiotikum verschreibe, ohne etwa den Erreger zu bestimmen. “In einer Zeit, in der man schnell an Informationen kommt und Patienten selbstständiger entscheiden, ist es eine gute Idee, dass Frauen eine sichere und effektive Behandlung ohne die Kosten und die Verzögerung erhalten, die ein Arztbesuch mit sich bringt“, schreibt Kyle Knox.

Schließlich seien in Großbritannien Blasenentzündungen für ein Prozent (drei Millionen) der Arztbesuche verantwortlich und man könne durch diese Maßnahme die Ärzte entlasten, „ein paar der knappen Termine freihalten und Kosten sparen“. Unklar sei jedoch, ob dies zu Banalisierung führen würde und Frauen mit ernst zu nehmenden Blasenentzündungen (die in Richtung Niere aufsteigen können) möglicherweise erst zu spät einen Arzt konsultieren würden. Die Umsetzung der Idee hänge auch davon ab, „wie viel Eigenverantwortung man den Betroffenen tatsächlich zutraut“.

Hierzu möchte ich einige Fragen aufwerfen. Zunächst stellt sich mir die Frage, in wessen Namen Kyle Knox hier eigentlich spricht. Spricht er im Interesse der Frauen, welche nun standardmäßig an ihr Antibiotikum kommen, wo doch bekannt ist, dass man Antibiotika nur mit äußerster Vorsicht einsetze sollte? Oder spricht er im Namen der hilflosen Ärzten mit überfüllten Wartezimmern, die in ihrem schulmedizinischen Repertoire neben Antibiotikum und Impfung sowieso keinen Ausweg für Blasenentzündungen anzubieten haben? Oder spricht er gar im Namen der Pharmaindustrie, welche ihre bitteren Pillen somit nun noch schneller an die Frau bringen könnten, und zwar ohne Abklärung der Notwendigkeit? Für sie wäre es auf jeden Fall eine lukratives Zusatzgeschäft, da damit zu rechnen ist, dass Frauen auf diese Art und Weise durchaus leichtfertiger und häufiger zum Antibiotikum greifen würden als vorher.

Ich halte es für äußerst unverantwortlich, Antibiotika zur Behandlung von Blasenentzündungen als „sichere und effektive Behandlung“ zu bezeichnen. Zunächst einmal, weil Antibiotika das Auftreten weiterer Blasenentzündungen begünstigen. Antibiotika (bedeutet „gegen Leben“) töten auch die zahlreichen guten Darmbakterien (Probiotika) ab, welche für eine funktionierende Verdauung und die ordentliche Nährstoffversorgung im Körper unabdingbar sind. Jedoch wird geschätzt, dass etwa 70% des Immunsystems im Darm angesiedelt sind, und das Immunsystem ist der Hauptfaktor in der erfolgreichen Bekämpfung (aller Arten) von Infektionen. Liegt dieses durch häufige Antibiotikagabe darnieder, haben künftige Harnwegsinfektionen ein leichtes Spiel im Körper. Und was soll man dann noch gegen sie tun, als erneute Antibiotika zu verabreichen? Es handelt sich also um einen Teufelskreis, und neben der Anfälligkeit für Blasenentzündungen steht der Körper mit geschwächtem Immunsystem auch anderen, weitaus schlimmeren Krankheiten zunehmend ungeschützt gegenüber. Hintergründe zu den schädlichen Nebenwirkungen von Antibiotika findet ihr hier.

Interessanterweise veröffentlichte der Spiegel etwa um dieselbe Zeit einige weitere Artikel zum Thema Antibiotikaresistenzen, die in aller Klarheit schildern, welche Gefahr die flächendeckende Resistenz gegen (Breitband-)Antibiotika für die Weltbevölkerung darstellen.

Im Artikel „ Antibiotika: Resistente Bakterien sind auch aggressiver” beruft sich der Spiegel auf eine Studie des Forscherteams um Gerald Pier und David Skurnik von der Harvard Medical School in Boston, welche beweist, dass „resistente Keime [im Vergleich zu normalen Erregern] sowohl aktiver als auch besser übertragbar sein können.“ Dies widerspreche der bisherigen Lehrmeinung, laut der resistente Erreger – abseits einer Antibiotikatherapie – eher geschwächt seien. Weiter heißt es: „Antibiotikaresistente Bakterien sind ein globales Problem. Die Entstehung und Verbreitung der unempfindlichen Keime wird durch den allzu häufigen Einsatz der Medikamente in der Medizin und Tierzucht begünstigt.“

Durchgeführt wurde die Studie an

– Pseudomonas aeruginosa, einem gängigen Verursacher von Lungenentzündungen
– Vibrio cholerae, dem Auslöser der Cholera,
– Acinetobacter baumannii, einer häufigen Ursache von Krankenhausinfektionen.

In einem weiteren Artikel mit dem Titel „Studie zu Todesursachen: Resistente Keime bald gefährlicher als Krebs“ berichtet der Spiegel, dass die Ausbreitung resistenter Keime nun auch den G7 Gipfel umtreibt. Grundlage ist die Studie der Forscherin Elisabeth Meyer an der Charité Berlin, welche nahelegt, dass sich die Zahl der weltweiten Todesopfer von derzeit etwa 700.000 jährlich im Jahr 2050 auf zehn Millionen erhöhen könnte. Damit würden dann mehr Menschen an multiresistenten Keimen sterben als an Krebs. Viele der resistenten Keime fingen sich die Patienten im Krankenhaus ein – derzeit sterben in Deutschland laut der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) bis zu 30.000 Menschen an Krankenhauskeimen.

Gut ein Zehntel aller Keime gelten laut der Forscherin heute bereits als multiresistent. Diese Resistenzen rühren unter anderem durch den Einsatz von Antibiotika in der Tiermast her, von wo sie auf den Menschen übertragen werden. In der Studie hält Meyer auch die übertrieben häufige Gabe von Antibiotika fest. Rund ein Drittel aller Krankenversicherten bekämen ein Antibiotikum verschrieben, wovon laut der Forscherin etwa 30 Prozent nicht notwendig seien.

Die Angst vor einem “Rückfall in das Vor-Penicillin-Zeitalter“ bringt nun auch die WHO dazu, ein globales Aktionsprogramm gegen Resistenzen zu starten. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe meint: “Der weltweite Anstieg von Antibiotika-Resistenzen hat ein ähnlich verheerendes Potenzial wie der Klimawandel: Wenn nicht schnell und klug gegengesteuert wird, bedeutet das eine Katastrophe weltweiten Ausmaßes“. Schade nur, dass die Bemühungen der Regierungschefs wieder in Richtung kostspieliger Kooperationen staatlich geförderter Forschungseinrichtungen mit Pharmafirmen gehen, um an der Forschung und Herstellung wieder neuer Antibiotika zu arbeiten, anstatt endlich einmal den Einsatz von Antibiotika allgemein kritisch zu hinterfragen. Besser wäre es, alternative Heilmethoden zu fördern und besser zu erforschen, um sie beispielsweise in den Erstattungskatalog der Krankenkassen aufzunehmen.

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Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt der Spiegel Artikel „Resistente Bakterien: WHO warnt vor Ära tödlicher Infektionen“ vom 30.04.2014. Hier warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) davor, dass gewöhnliche Infektionen nun wieder tödlich enden könnten. Keiji Fukuda, Generaldirektor für Gesundheitssicherheit bei der WHO, schlägt Alarm: “Wenn jetzt nicht schnell und koordiniert gehandelt wird, bewegt sich die Welt in eine postantibiotische Ära, in der gewöhnliche Infektionen und kleine Verletzungen, die für Jahrzehnte behandelbar waren, wieder tödlich sein können.”

Die Studie konstatiert: „Überall auf der Welt finden sich zum Beispiel Darmbakterien der Art Klebsiella pneumoniae, die nicht auf sogenannte Cephalosporine der dritten Generation oder Carbapeneme ansprechen. Die Bakterien können unter anderem Atem- und Harnwege infizieren (…).“ Und „in den achtziger Jahren, als die Wirkstoffgruppe der Fluorchinolone auf den Markt kam, fanden sich praktisch keine E.-coli-Stämme, die nicht auf eine Behandlung ansprachen. Heute sind Fluorchinolone laut WHO-Report in vielen Ländern bei mehr als der Hälfte der Patienten wirkungslos, weil die Bakterien resistent sind.

Diese drei Berichte sollten deutlich genug machen, dass es nicht im Sinne der Patientinnen ist, Antibiotika künftig rezeptfrei erhältlich zu machen. Wir sollten sie uns für lebensbedrohliche Situationen, wie etwa eine Nierenbeckenentzündung, aufsparen, und uns bei unkomplizierten Blasenentzündungen auf natürliche Heilmethoden und die Selbstheilungskräfte des Körpers verlassen.

Das menschliche Immunsystem ist das ausgeklügeltste aller Arten, und der menschliche Körper mit seinen körpereigenen Stoffen die beste Apotheke der Welt. Es gibt einen Weg, ihn dieser Kräfte zu berauben, und das ist die häufige Gabe von Antibiotika.

Sind wir an einer langfristig guten Gesundheit interessiert, sollten wir endlich anfangen, ihn zu stärken, statt zu schwächen, und dies ganz resistenz- und nebenwirkungsfrei!

Zitierte Spiegel Artikel:

Vorschlag eines Mediziners: Blasenentzündung? Antibiotika – und zwar ohne Rezept!
15.07.2015
http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/blasenentzuendung-antibiotika-ohne-rezept-a-1043621.html

Antibiotika: Resistente Bakterien sind auch aggressiver
23.07.2015
http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/resistente-bakterien-sind-aggressiver-studie-a-1044854.html

Studie zu Todesursachen: Resistente Keime bald gefährlicher als Krebs
02.06.2015
http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/multiresistente-keime-mehr-tote-durch-keime-als-durch-krebs-a-1036778.html

Resistente Bakterien: WHO warnt vor Ära tödlicher Infektionen
30.04.2014
http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/antibiotika-who-warnt-vor-weltweit-steigenden-resistenzen-a-966796.html


*Hinweis: Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich keine Medizinerin bin, sondern aufgrund meiner eigenen Geschichte auf die Suche nach natürlichen Lösungsansätzen für Blasenentzündungen gegangen bin, über die ich hier berichte. Dieser Blog dient reinen Informationszwecken und kann eine ärztliche Behandlung nicht ersetzen. Die hier veröffentlichten Informationen dürfen keinesfalls als Empfehlung zur Selbstmedikation verstanden werden. Bei ernsthaften gesundheitlichen Beschwerden sollte unbedingt einen Arzt oder Heilpraktiker zurate gezogen werden. *

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